Im stetigen Auf und Ab durch das Herz der Brenta.

Alpenverein Pocking erlebt Dolomitenfeeling der Extraklasse.

Für zwölf Alpinisten vom DAV-Pocking ging es ins Trentino nach Madonna di Campiglio. Nach einer langen Autofahrt fuhr man zunächst mir der Groste-Seilbahn von 1650m auf 2075m bis zur Mittelstation auf und von dort mit vollgepackten Rucksäcken bis zum Rifugio Graffer auf 2263m. Hier verbrachte man die erste Nacht.


Am nächsten Tag tauchte die Morgensonne die Brenta in ein rötliches Licht. Heute stand bereits die Königsetappe auf dem Programm. Insgesamt mussten 1500 Höhenmeter im Aufstieg und 1170 Höhenmeter im Abstieg bezwungen werden. Von der Hütte ging es zunächst mäßig ansteigend zum Einstieg des Klettersteiges. Der Senterio Alfredo Benini bildet den ersten Abschnitt des Eisenweges bis zur Bocca de Tucket. Technisch nicht sonderlich anspruchsvoll stiegen die Pockinger über ein langes Band vorbei an der Gamsscharte bis auf 2905m auf. Gewaltige Felswände türmten sich vor den Pockinger auf und versetzten sie in Staunen. Nun folgte eine steilere Abkletterei A/B und anschließend unterhalb der Cima Sella wieder auf Bändern bis zum Beginn einer Leiternpassage. Diese führte die Alpinisten hinunter zur Bocca del Tucket (Pass). Hier beginnt der Senterio Bocchette Alte und somit die kühnsten Klettersteigmeter des Bocchetteweges. Ausgesetzte Leitern, Querungen auf den Brentabändern, heikle Passagen über Altschneereste und grandiose Tiefblicke in Scharten, Spalten und auf senkrechten Felswänden versetzten die Pockinger in Hochgefühl und Spannung. Es war bereits 16.00 Uhr als plötzlich dichter Nebel aufzog. Von weitem ein Donnergrollen und bis zur Alimontahütte war es noch weit. Die ersten Regentropfen fielen auf den warmen Fels, nun ging es schnell: Regenjacke anziehen und Regenschutz für den Rucksack anbringen. Und schon prasselten schwere Regentropfen und vereinzelte Hagelkörner auf die Ferratisten herab. Genau jetzt wo man die Scala degli Dei, die „Götterleiter“ absteigen musste. Knapp 100 Höhenmeter reihte sich Eisenleiter an Eisenleiter durch eine steile Felspassage. Konzentriert meisterten alle Teilnehmer den heiklen Abstieg. Als alle dann wieder sicheren Boden unter den Füßen hatten hörte es auch wieder auf zu regnen. Über ein großes Schneefeld und schrofiges Gelände erreichte man endlich kurz vor 18.00 Uhr die Alimonta-Hütte auf 2590m.
In der Nacht hatte es nochmals kräftig geregnet, aber schon am Morgen gab es wieder blauen Himmel und einen tollen Blick hinüber zur Adamello-Gruppe. Der Aufstieg über den Weg 323 führte die Gruppe hinauf zum Bocca degli Armi 2750m(Pass), dabei ging es über den Rest des Sfulminigletschers. Hier Stieg man wieder in den Eisenweg ein. Der dritte Abschnitt, der Via delle Bocchette Centrale, ist der wohl berühmteste Bänderklettersteig im Herzen der Brenta und wartete heute auf die Pockinger DAVler. Über schmale, ausgesetzte Felsbänder, die wie mit dem Lineal gezogen die Felswände teilten, kommt man zu einer Querung einer Schlucht. Dann wieder ein sonnendurchflutetes Felsband das die Pockinger zu einer Scharte unterhalb des Campanille Basso führte. Dieser markante Felszapfen ist eines der meist fotografierten Motive der Brenta. Hier gönnte man sich eine kurze Pause. Wieder führten steile Leitern die Alpinisten auf den nächsten Pass, und wieder andere Perspektiven auf die gewaltigen Felswände der Brentaberge. Von weitem schaute man schon wieder auf die nächsten Felsbänder und durch die vielen bunten Shirts der „Vorsteiger“ war der weitere Routenverlauf gut zu erkennen. Zur Mittagszeit, etwa nach der Hälfte der Tagesetappe, erreichten die Pockinger das Rifugio Pedrotti auf 2490m. Hier gönnte man sich eine längere Pause auf der Terrasse. Das war richtig Wellness im Gegensatz zum Vortag. Nach einer guten Stunde setzten die DAVler ihre Tour wieder fort. Auf dem Weg 320b gab es nur eine kurze versicherte Passage ansonsten ging es über Felsbrocken immer leicht auf und ab. Auch das Landschaftsbild änderte sich kurzzeitig. Im Gegensatz zu der Stein- und Felswüste begleiteten nun wieder blühende Grasflächen die Wanderer hinauf bis zum Focolotta Pass, 2400m. Nun wechselte die Gruppe in den nächsten Taleinschnitt. Von weiten konnte man schon das knallrote Dach vom Rifugio Silvio Agostini, 2400m erkennen. Wie Kaugummi zogen sich die letzten Meter und dann noch ein kurzer strammer Anstieg kurz vor der Hütte. Schweißgebadet standen dann alle nach 10km und etwa 1000 Höhenmeter im Aufstieg und 1270 Höhenmetern im Abstieg vor der Hütte. Gerade rechtzeitig, denn das nächste Gewitter war im Anmarsch. Zottelige Vierbeiner begrüßten die Pockinger, zu beginn Rätselraten, aber man einigte sich dann auf Yacks die hier oben friedlich weideten.
Am nächsten Morgen wieder strahlend blauer Himmel, allerdings sollte es heute schon so gegen 14.00 Uhr Gewitter geben. Man einigte sich dann für den kürzesten Zustieg zur Brentei Hütte. Aber war es auch der schnellste? Erstmal ging es gleich hinter der Hütte 270 Höhenmeter steil bergauf., danach zog sich der Weg über ein Schotterfeld hinauf bis zum Gletscher unterhalb der Cima Tosa. Nun wurde es zum Steigeisen anlegen, denn der Gletscher zog sich steil durch eine Rinne hinauf. Im Gänsemarsch stapften alle über den Altschnee. Eine Rote Tafel zeigte den DAVlern den Einstieg in die nächste Klettersteigpassage, aber Vorsicht die Randkluft war nicht zu unterschätzen. Es gab nur einen kleinen Übertritt und so konnte immer nur einer seine Steigeisen ablegen und zum nächsten Standplatz klettern. Nach diesem zeitraubenden Akt ging es aber wieder flott am gut gesicherten Felsen entlang, daneben aber immer noch der Gletscher. Oben am Pass angekommen wurde es spannend. Es war nur eine kurze Passage, etwa 10m breit aber Schnee bedeckt und auf beiden Seiten steil abfallen. Ein mitgebrachtes Seilstück wurde kurzerhand zur psychologischen Unterstützung gespannt und alle meisterten die Schlüsselstelle. Wieder ging es am Stahlseil über Klammern und Leitern abwärts und dort wartete die nächste Gletscherstelle. Im oberen Teil sehr steil. Vorsichtig stapften alle Tritt für Tritt das Steilstück hinunter aber dann wurde es immer flacher und so ging es flotten Schrittes über den Gletscher bis zu dessen Auslauf. Nach einer weiteren versicherten Kraxelei folge man nun einem gut begehbaren Steig hinüber zur Brentei Hütte, 2174m diese steht auf einer breiten Grasterrasse unterhalb einer mächtigen Felskulisse. Freudvoll ließ man sich auf der Terrasse nieder um sich die letzten Sonnenstrahlen zu gönnen, denn schon nach einer Stunde zog das angekündigte Gewitter auf.
Am letzten Tag begrüßte ein grauer Himmel die Alpinisten. Da fiel der Abschied nicht ganz so schwer. Auf dem Weg 318 ging es durch die Galleria Bogani, einem Felsdurchbruch. Immer weiter ging es bergab und die felsige Landschaft wich blühenden Hängen und sattgrünen Wäldern. Bei der Malga Vallesinella stieg man in den Bus der die Gruppe wieder zurück zum Parkplatz brachte.Es waren eindrucksvolle und abenteuerliche Tage die wohl noch lange in den Herzen der Pockinger Alpinisten leuchten werden.