Hochgebirgstour im Nationalpark Hohe Tauern
Jüngstes Ziel von fünf Pockinger DAV-Mitgliedern war die zum Großteil im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol gelegene Granatspitzgruppe mit ihrer höchsten Erhebung, dem 3232m hohen Großen Muntanitz.
Die kleine, etwas weniger bekannte Gebirgsgruppe liegt zwischen Großvenediger und Großglockner und wird nach Westen durch das Felber- und Tauerntal, nach Osten durch das Stubach-, Dorfer- und Kalsertal begrenzt. Im unteren Teil üppige Graslandschaften mit Almwirtschaft, lichte Wälder mit Fichten und Lärchen bis zur kargen Fels-und Sandlandschaft mit Gletscherresten in den Gipfelregionen zeichnen das Landschaftsbild dieses Bergmassivs.
Ausgangspunkt für die viertägige Bergtour war der kleine, auf einer Hangterrasse oberhalb der Felbertauernstraße nördlich von Matrei in Osttirol gelegene Ort Stein.
Mühsam ging es zunächst, mit voll gepackten Rucksäcken durch den Wald auf einem steilen Steig mit zahllosen Kehren nach oben. Nach einer guten Stunde wurde der Weg flacher und führte über Wiesen in die auf 1900 m gelegene Talsohle zur bewirtschafteten Äußeren Steineralm, die sich für eine längere Pause anbot. Gestärkt ging es nun ohne nennenswerte Steigung in Richtung Talschluss. Kleine Lärchenhaine und gewaltige Grünschieferblöcke prägen diesen romantischen Wegabschnitt entlang des Steiner Baches. Am Ende befand sich früher eine Förderstätte des Eisenerz-Bergbaus, weshalb der Talwinkel als „Schmelzhütte“ bezeichnet wird. Anfangs entlang des tief in den Fels eingeschliffenen Baches, dann in Kehren über steile Wiesenhänge und zuletzt vorbei an vom Gletscher geschliffene Bergkuppen erreichten die Pockinger Alpinisten nach ca. vier Stunden Gehzeit die Sudetendeutsche Hütte. Die auf 2650 m gelegene Herberge war dann Unterkunft für die folgenden drei Nächte.
Am nächsten Morgen, bei strahlend blauen Himmel und ungetrübter Fernsicht, begann der Anstieg zum Großen Muntanitz. Wie in einer Wüste, über mit feinen Sand bedeckte steile Hänge begann der Aufstieg hinauf zu den Wellachköpfen . Dem großflächigen Hochplateau folgte ein schmales zerklüftetes Felsband hinüber zum kleinen Muntanitz. Nach einem fast senkrechten Abstieg durch einen mit Stahlseilen gesicherten Kamin an der Nordseite geht es wieder Aufwärts zum Gipfel des Großen Muntanitz. Die Fernsicht bis zum Kaisergebirge im Norden und den Drei Zinnen im Süden, der Blick zu den in Gletscher eingebetteten gegenüberliegenden Gipfel von Großglockner und Großvenediger ist überwältigend. Trotz eisigen Windes verweilten die Teilnehmer für eine längere Pause am Gipfelkreuz und genossen die einmalige Aussicht, bevor am gleichen Weg der Abstieg zur Hütte angetreten wurde.
Am dritten Tag, die Gipfel bereits im Sonnenschein und die Täler noch mit Wolken verhangen, stand eine Rundwanderung an den zum Dorfertal abfallenden ostseitigen Hängen auf dem Programm. Über einen riesigen Moränenwall aus Schutt und Fels, dann durch eine große ausgeschliffene Felsrinne, die als stumme Zeitzeugen von der einstigen Gletscherzunge des Gradötzkees übrigblieben, führte der Steig empor zur 2826 m hohen Gradötzscharte. Dem felsigen Abstieg in Richtung Dorfertal folgte eine gemütliche Wanderung über, mit zahlreichen Wasserläufen durchzogenen Almwiesen. Der Spinevitrol, ein Vorgipfel der Adlerspitze, wurde wegen seiner herrlichen Aussicht ins Dorfertal und dem Glocknermassiv für eine längere Mittagsrast genutzt. Nachmittags ging es dann auf dem etwas höher gelegenen Silesia-Höhenweg wieder zurück zum Stützpunkt. Die etwas erschöpften Bergler – immerhin hatte man an diesen Tag jeweils ca. 1300 hm Auf- und Abstieg bewältigt, sowie mehr als 16 km Strecke zurückgelegt – ließen bei einem gemütlichen Hüttenabend den Tag ausklingen.
Für den vierten und letzten Tag wurde eine alternative Abstiegsroute über die schattige Nordwestseite des Nussingkogel gewählt. Hierzu musste erst zur 2741 m hohen Nussingscharte, welche eine tolle Aussicht ins Tauerntal und zur Venedigergruppe eröffnete, aufgestiegen werden. Der Abstieg im oberen Teil steil durch brüchiges Blockgestein, ging nach etwa hundert Höhenmeter in einen etwas flacheren Steig über und führte in unzähligen Kehren entlang des Nussingbaches hinab zur Kessleralm. Hier schwenkte der Pfad nach Süden und verlief mit leichten Gefälle bis zur Hoanzeralm mit ihren alten, aus Naturstein gemauerten Häusern. Hier wurde bei einer abschließenden Einkehr mit Osttiroler Spezialitäten wie Graukäse, Kaspressknödel und Speckjause noch ein Rückblick gehalten. Mit dem Abstieg über den alten Verbindungsweg von der Alm zum Weiler Stein ging eine abwechslungsreiche Hochtour mit großartigen Aussichtspunkten in der naturbelassenen Landschaft des Nationalpark Hohe Tauern zu Ende.
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