Hochtour auf das Große Wiesbachhorn
Ausgerüstet mit Steigeisen und Pickel machten wir uns vergangene Woche auf den Weg zur Großglockner-Gruppe.
Das Große Wiesbachhorn mit 3564m war unser Ziel der Hochalpinen Tour.
Vom Parkplatz am Kesselfall-Alpenhaus fuhren wir mit dem Bus hinauf zur Erlebniswelt „Strom mit Eis“. Hier bei den Kapruner Stauseen war Ausgangspunkt der Hochtour. Der Aufstieg zum Heinrich-Schweiger-Haus folgte vielen Kehren hinauf auf 2808m. In den Kapruner Stauseen, tief unterhalb der Hütte, spiegelten sich die Wolken die die Gipfel der umliegenden 3000er verhüllten. Nach einer Hüttennacht zeigte sich am nächsten Morgen ein strahlend klarer Himmel. Die Gipfel der schneebedeckten Berge leuchteten feuerrot in der Morgensonne.
Die Rucksäcke wurden gepackt. Jeder unnötige „Ballast“ in der Hütte deponiert. Langsam machte sich ein Gefühl der Vorfreude und Spannung breit. Punkt sieben Uhr ging es los. Schweigend, in Gedanken versunken, marschierten wir bis zum Einstieg zur ersten seilversicherten Kletterstelle. Gleich ging es fast senkrecht hinauf durch einen Kamin. Weiter auf markiertem Steig aus schottrigen teils felsigen Gelände. Der Boden war überzogen mit einer frostigen Schicht. Wieder Seilversicherungen und vereinzelte Schneereste. Dann auf gut 3000m der Untere Fochezkopf . Hier endete der markierte Steig. Heftiger Schneefall von vor zwei Tagen bedeckte den Weiterweg unter einer dicken, harschigen Schneedecke.
Die Steigeisen wurden angelegt. Die ersten Schritte auf Fels und eisigem Schnee waren noch ungewohnt. Die Bindungen wurden nochmals nachgezogen und kontrolliert. Der Grat hinüber zum Oberen Fochetzkopf und das Kaindlkees lagen noch im Schatten der Berge. Nur das weit entfernte Gipfelkreuz am strahlend blauen Himmel leuchtete schon in der Sonne.
Die Steigeisen knirschten im harten Schnee. Nur Spuren einer Gruppe, die schon im Morgengrauen aufbrach, wiesen den Weg über den Grat hinauf zum Großen Fochezkopf. Jetzt nur eine kleine Pause. In der klaren kalten Luft reichte der Blick hinaus bis weit in die nördlichen Voralpen. Südwestlich zeigte sich Klockerin und westlich das Kitzsteinhorn. Auf der anderen Seite klafften die Gletscherspalten des Wielingerkees.
Eine kleine Absprache, wo geht es weiter? Den Steigspuren folgend gleich steil hinauf auf dem Kaindlgrat, oder flacher querend über das Kaindlkees bis zur Wielingerscharte und dann über ein steiles Schneefeld bis zum letzten Stück des gefährlichen Kaindlgrates? Wir entschieden uns für das Zweite. Die Querung durch das Kees lag noch im Schatten der Berge und ein kalter Wind begleitete uns hinüber bis zur Scharte.
Jetzt wurden gigantische Blicke frei! Die Großglockner-Hochalpenstraße schlängelte sich tief unten durch das Gebirge. Die Autos, klein wie Ameisen, waren kaum zu erkennen. In der Sonne strahlten die verschneiten Gipfel der Großglockner-Gruppe und eine riesige, weiße Gletscherwelt breitete sich vor unseren den Augen aus.
Nun erfolgte ein steiler Anstieg über einen, mit harschigen Schnee bedeckten Hang. Die spitzen Zacken der Steigeisen krallten sich in den harten eisigen Schnee. Die Spitze, am Stiel des Eispickels bohrte sich in den selbigen. Schritt für Schritt nähertn wir uns dem Kaindlgrat, der letzten Herausforderung bis zum Gipfelkreuz. Der steile schmale Grat, an dessen Seiten es hunderte Meter in die Tiefe geht, verlangte von uns höchste Konzentration. Los getretene Eisstücke rutschten den Abgrund hinunter und ihr Klirren verhallte in der Tiefe. Ein flaues Gefühl in der Magengegend machte sich breit. Nur nicht hinunter schauen, nur nicht nachdenken!
Das Gipfelkreuz vor den Augen, den Blick auf die Steigspuren der Vorgänger gerichtet, völlig konzentriert und jeder in sich gekehrt, meisterten wir das letzte gefährliche Stück bis zum Gipfel. Geschafft!
Das Gipfelkreuz, das überzogen war mit einer dicken Eisschicht, glitzerte als ob es mit Bergkristallen bestückt wäre.
Da standen wir nun, die drei alten Haudegen Albert Hatz, Franz Edenhofer und Heinz-Werner Klamt und ich jüngere, bergnarrische Anita Kälker. Wer wohl mehr strahlte? Die Sonne, von einem klaren, blauen Himmel, oder unsere Gesichter? Ein überwältigendes Panorama ließ uns die Anspannung schnell vergessen. Im Norden zeigten sich der Wilde Kaiser, die Loferer und Leoganger Steinberge, der Watzmann und, und, und…Im Osten die Ankogelgruppe und der Hohe Sonnblick. Im Süden die Hochalpen Südtirols und Berge soweit das Auge reicht. Zum Greifen nah die weißen Gipfel des Großglockner mit seiner atemberaubenden Gletscherwelt und weiter der Klein- und der Großvenediger. Ein Gruppenfoto vor dem Kreuz und ein Eintrag ins Gipfelbuch durften natürlich nicht fehlen.
Nun folgte der Abstieg. Wieder auf dem steilen Kailndlgrat hinunter bis zur Wielingerscharte. Jetzt war das Gefährlichste geschafft. Leichtfüßig ging es nun hinunter zum Fochezkopf und bis zum Ende der Schneegrenze. Dort wurden die Steigeisen abgelegt und im Rucksack verstaut. Die mit Seilen versicherten Kletterstellen erschienen uns nun kinderleicht. Nochmals eine kurze Einkehr im Heinrich-Schweiger-Haus und dann hinunter zu den Stauseen.
Mit einer gewissen Genugtuung und auch einem großen Stück Stolz traten wir die Heimreise an.